MEHR ERFAHREN ÜBER ACHTSAMKEIT IM BIOFEEDBACK-TRAINING
Achtsamkeit सति
Ursprung der Achtsamkeits-Meditation ist die „Lehrrede von den Grundlagen der Achtsamkeit“ (das Maha-Satipatthana-Sutta), die dem Religionsstifter Buddha zugeschrieben wird.
In der jahrtausendealten buddhistischen Lehre gilt die Schulung der Achtsamkeit als wichtiger Schlüssel, um den Geist zu befreien und die Wirklichkeit zu erkennen.
Der Buddhismus nutzt dabei einen methodischen Weg, um achtsam zu werden und sukha (Sanskrit: सुख) zu erreichen, einen Zustand gleichmütigen Glücksgefühls:
die Meditation. Das macht diese Lehre seit rund 100 Jahren auch im Westen attraktiv, dessen Psychologie einen solchen Weg nicht kannte.
Achtsamkeit in der Psychotherapie
Die buddhistischen Mentaltechniken sind ein Therapieangebot für Gesunde, die am Leben leiden und einen Ausweg aus diesem Leiden suchen.
Die achtsamkeitsorientierte westliche Psychotherapie hat diesen Ansatz zur Behandlung von psychischen Beschwerdebildern meist in weltlicher Form,
d.h. vom religiösen Hintergrund abstrahiert, übernommen.
Es gibt aber einen wichtigen Unterschied: In der buddhistischen Achtsamkeits-Meditation soll nichts verändert werden, es soll nur aufmerksam beobachtet werden,
während die Psychotherapie eine Verminderung von gesundheitlichen Beschwerden anstrebt.
Es sind mittlerweile einige achtsamkeitsbasierende Therapieformen entwickelt worden. Am ältesten und bekanntesten ist die „Mindfulness-Based Stress Reduktion“
MBSR von Jon Kabat-Zinn, der seit 40 Jahren mit dieser Behandlungsmethode Stresserkrankungen, chronischen Schmerz, Depression und Angststörungen erfolgreich behandelt.
Neben einer aus dem japanischen Zen stammenden Gehmeditation und im indischen Yoga entwickelten Körperübungen integrierte Kabat-Zinn in seine Therapiemethode
die Mentaltechnik der Vipassana-Meditation, die er „body-scan“ nannte und in sein Achtsamkeitstraining übernahm.
Weitere achtsamkeitsorientierte Therapieverfahren sind:
MBCT – „Mindfulness-Based Cognitive Therapy“ (Segal, Williams und Teasdale)
eine achtsamkeitsbasierende kognitive Therapie, die zur Rückfallprophylaxe bei rezidivierender Depression eingesetzt wird
MBRP – “ Mindfulness-Based Relapse Prevention“ (Bowen, Chawla und Marlatt),
die bei Suchterkrankungen die Rückfallgefahr reduzieren hilft.
Über Achtsamkeit im klinischen Training existieren schon 18 Meta-Analysen und allein 15 im Jahr 2016 erschienene wissenschaftliche Studien:
Quelle: Die Seite von Dr. Kenneth S.Pope.
In Europa noch recht unbekannt ist die Synthese von Achtsamkeit und klassischem Biofeedback:
Achtsamkeit im Biofeedback-Training – MBBT
Biofeedback-Training und Achtsamkeitsübungen ist gemeinsam, dass beide die Körperwahrnehmung verbessern, die bei vielen Beschwerdebildern beeinträchtigt ist.
Die Kombination von einer jahrtausende alten Mentaltechnik mit einem modernen „High-Tech“-Verfahren, dem Biofeedback, erzeugt neuartige Synergien.
Bei schwer mit konventionellem Biofeedback behandelbaren Fällen stellt Achtsamkeit auch eine zusätzliche Hilfe dar, die die Erreichung eines Behandlungserfolgs begünstigt.
Achtsamkeit unterstützt auch die mit Biofeedback erlangte Körperkontrolle und deren Transfer in den Alltag. Biofeedback ist „apparativ geliehene Achtsamkeit“.
In den USA haben Dr. Inna Khazan in Boston und Jim Cahill in La Jolla/San Diego den Achtsamkeitsansatz mit Gewinn in ihr Biofeedback-Training integriert.
In Berlin biete ich jetzt ebenfalls „Mindfulness-Based Biofeedback Therapy – MBBT“ an.
Literatur
Ulrike Anderssen-Reuster, Sabine Meck, Petra Meibert (Hrsg.): Psychotherapie und buddhistisches Geistestraining: Methoden einer achtsamen Bewusstseinskultur Schattauer Stuttgart 2013
Michael E. Harrer, Halko Weiss: Wirkfaktoren der Achtsamkeit – wie sie die Psychotherapie verändern und bereichern Schattauer Stuttgart 2016
Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit: Die buddhistische Satipatthana-Methode Verlag Beyerlein und Steinschulte 5. Aufl. 1993
Inna Z. Khazan: The Clinical Handbook of Biofeedback: A Step-by-Step Guide for Training and Practice with Mindfulness Wiley-Blackwell 2013